Sonntag, 7. Oktober 2018
Erste Woche und Kulturüberschuss
Servus liebes Tagebuch.

Die erste Woche neigt sich langsam dem Ende zu und es wird Zeit, vor allem über die Geschehnisse auf der Arbeit, aber auch über das Ein oder Andere abseits des Tierparks zu berichten. Jeder von uns wird nun kurz erzählen was er / sie im jeweiligen Revier erlebt hat und was man gut oder schlecht fand.
Vorher noch kurz zu den Rahmenbedingungen, die für alle gelten: Arbeitsbeginn ist um 07.30 Uhr und Ende um 16.30 Uhr. Die Pausen gehen von 09.30 Uhr bis 10.00 Uhr und von 12.00 Uhr bis 13.00 Uhr. Zu Arbeitsbeginn und zum Ende hin muss man sich mit einem elektronischen Chip an- bzw. abmelden, was zumindest für ein paar für uns in dieser Form neu ist.

Kim, Regenwaldhaus.

Zu Beginn der Woche war ich doch sehr skeptisch, was dieses Revier angehen sollte. Nicht wegen des Tierbestandes oder der Menschen, sondern wegen der allgemeinen Atmosphäre. Es wirkte alles sehr hektisch und ich hatte die Befürchtung, dass ich als Praktikant evtl. auf der Strecke bleiben würde. Auch fand ich es sehr bedenklich, dass innerhalb der Anfangszeit mir niemand das Revier gezeigt hatte und ich immer nur von A nach B geschickt wurde. Am zweiten Tag wurde jedoch schnell klar, dass es falsch ist voreilige Schlüsse zu ziehen und natürlich nahm man sich die Zeit mit mir durch das gesamte Revier zu gehen. Im Regenwaldhaus arbeiten insgesamt 10 verschiedene Pfleger (bei uns im Zoo Neuwied sind es insgesamt ca. 18 ausgelernte Kräfte) von denen immer mindestens 4 vor Ort sind. Alleine die Erfahrung was es heißt in einem Team dieser Größe zu arbeiten finde ich sehr spannend, vor allem zu sehen wie gut (oder auch manchmal schlecht) dort die Kommunikation untereinander funktioniert ist eine komplett neue Erfahrung für mich. Wirklich überrascht hat mich jedoch wie freundlich und aufgeschlossen die Menschen hier sind und wie gut sie mit einem Praktikanten umgehen. Das sollte man sich (ich schließe mich da ein) auf jeden Fall zum Vorbild nehmen. Nun aber zu den Arbeiten, die ich dort erledigen soll. Zuerst muss man wissen, dass sich das Regenwaldhaus in mehrere Dienste aufteilt. Es gibt den Küchendienst, der Futter herrichtet, für das Spülen zuständig ist und auch einige Tiere versorgt, wie die Kurzkrallenotter, die Freilandaquarien aber auch manche Vögel im Haus. Der Vogeldienst ist logischerweise für die Vögel zuständig, also für die Zucht- und Eingewöhnungsvolieren, den Vogelbestand im Haus aber auch für die Futterinsektenzucht. Dann gibt es auch noch den Reptiliendienst, der sich um die Froschzucht, sämtliche Reptilien im Haus und den Froschforschungscontainer kümmert. Dieser Dienst wird auf zwei Leute aufgeteilt. Natürlich ist das nur ein kleiner Ausschnitt der Aufgaben, aber eine vollständige Liste würde den Rahmen sprengen und nach einer Woche kann ich auch nur einen sehr groben Überblick über das gesamte Regenwaldhaus geben. Zu Beginn wurde ich immer durcheinander eingesetzt und durfte so Futter schneiden und spülen, Froschterrarien reinigen, Fledermäuse versorgen, Aquarien von Laub befreien und noch so einiges mehr. Ab dem dritten Tag wurde ich dann im Vogeldienst eingesetzt. Zum einen habe ich hier die Zuchtvolieren zu versorgen gehabt, aber auch die einzelnen Futterstellen in der Halle zu reinigen und neues Futter aufzustellen. Vormittags wird einmal das alte Futter abgesammelt und gereinigt. Danach wird wieder neues Futter aufgestellt und das Ganze wiederholt sich nachmittags. Zwischendurch kümmert man sich um die Insektenzucht, wo man neues Futter verteilt und für eine passende Luftfeuchtigkeit sorgt. Erstaunlich fand ich, dass ich nach nur einem Tag anlernen den gesamten Vogeldienst (fast) alleine machen durfte und fest in den Arbeitsalltag eingebunden wurde. Ich komme mir nicht vor als wäre ich nur der Praktikant, der bei allem mitläuft, nur Fragen stellt und ab und zu mal eine Scheibe putzen darf.
Nach dieser ersten Woche bin ich sehr begeistert von diesem Revier und freue mich schon auf die nächste Woche im Regenwaldhaus.

Sven, Affenhaus

Doch recht aufgeregt begab ich mich am Montagmorgen mit meinen 3 Kollegen in den Tiergarten um nach einer kurzen Einweisung den Revierschlüssel und meinen Spind für die nächsten vier Wochen zu bekommen. Nach einer kurzen Erklärung wohin ich mich begeben sollte wurde ich sehr herzlich von vier Pflegern begrüßt, wurde aufgefordert mich erst mal zu setzen und einen Kaffee zu trinken. Nach dem geklärt war wo ich herkomme und ob ich Erfahrungen mit Affen hatte (ich war von Januar bis Juni im Kölner Zoo im Affenrevier) konnte die Arbeit beginnen. Das Affenrevier ist vormittags grob in 3 Bereiche aufgeteilt: Bärenstummelaffen; Krallenaffen, Varis und Totenkopfaffen; Orang-Utans. Zu Letzterem sollte ich dann direkt am ersten Tag mitgehen und mir das Training mit den Waldmenschen anschauen. Das Highlight des Trainings war wohl, dass die Pfleger einem der Tiere sogar ohne Probleme Blut abnehmen können. Diese Erfahrung was für mich komplett neu, da ein solches Training in Köln nicht stattfindet mit den Menschenaffen. Den restlichen Tag verbrachte ich ebenfalls bei den Orang-Utans und half nur am Nachmittag im alten Affenhaus etwas aus.
Die restliche Woche sollte ich dann komplett im Affenhaus verbringen und wechselte zwischen den beiden „kleinen Bereichen“ wobei man mich auch bereits am Mittwoch schon nach kurzer Einweisung fast alles allein machen ließ. Dazu gehörten dann die Reinigung der Anlagen der Springtamarine, Varis/Erdmännchen und Totenkopfaffen/Weißkopfsakis bzw. die Anlage der Bärenstummelaffen. Nach dem Frühstück kommt mein persönliches Highlight mit „der Insel“. Dort sind die Weißhandgibbons, Zwergseidenaffen und Kattas (meine Lieblinge im Revier) untergebracht. Die Kattas haben sich sehr schnell als ziemlich zutraulich erwiesen und „unterstützen“ einen bei den Reinigungsarbeiten tatkräftig durch Aufspringen auf Schultern und Rücken (durchaus 2 bis 3 Tiere auf einmal). Auch dort wurde mir viel Vertrauen entgegengebracht und ich durfte einiges bereits allein erledigen.
Ein paar Kleinigkeiten gibt es jedoch noch an die ich mich gewöhnen muss bzw. musste: In dem Revier hat man etwas mehr Zeit für alles, da man dort nicht unterbesetzt ist, wie es leider in Köln ab und zu der Fall ist. Somit hat man auch mehr Zeit für die Tiere und kann diese genauer beobachten. Des Weiteren komme ich noch nicht so mit dem Werkzeug klar, aber ich denke das wird sich nächste Woche auch bessern. Die Sprachbarriere ist kaum noch ein Hindernis. Falls ich doch mal ein kleines Verständisproblem habe wird mir ohne Probleme und meist mit einem Lacher erklärt was man von mir wollte oder worum es gerade geht.

Katharina, Neptun Revier

Nachdem ich am Montagmorgen freundlich von den Pflegern im Neptun Revier empfangen worden bin, wurde ich erstmal durch das Revier geführt, um mir zu zeigen mit welchen Tieren ich in den nächsten 2 Wochen arbeiten werde. Zu dem Neptunrevier gehören die Pekaris, Bisons, Hauswasserbüffel, Nilgauantilopen, Hirschziegenantilopen, Hausren, Panzernashörner, Sikahirsch, Himalaya Tahr, Mähnenspringer, Berberaffen, Eurasische Zwergmäuse, Krauskopfpelikane, Weißstorch, Kormorane, Urson und Hühner. In meiner ersten Woche war ich bei den Hausrentieren, Bisons, Urson und Hauswasserbüffel. Am Morgen erledigt man als erstes die Reinigungsarbeiten bei den Rentieren und füttert diese. Weiter geht es dann oftmals bei den Wassernbüffeln wo ebenfalls die Außenanlage und die Ställe gereinigt werden, ebenso wie bei den Bisons. Zum Abschluss werden alle Tiere gefüttert und dann ist die Zeit auch schon um bis zur Mittagpause. Nach der Mittagspause geht es mit dem Füttern weiter und es werden ein weiteres Mal die Anlagen und Ställe von Bisons und Wasserbüffeln gereinigt. Danach ist etwas Zeit um einige Nebenarbeiten zu erledigen wie z.B. Teiche säubern, Äste für die Rentiere zusammenbinden zum Fegen oder Beschäftigung für die Berberaffen basteln. Gegen 15:30Uhr beginnt die dritte Futterrunde. Nachdem man Bisons, Rentiere und Wasserbüffel gereinigt hat, beginnt man bei dem Urson mit den Reinigungsarbeiten und füttert dieses. Hauptsächlich wollte ich in dieses Revier, da sie eine Vielzahl an Huftieren haben, welche wir bei uns im Wuppertaler Zoo nicht besitzen und mit denen ich gerne einmal Arbeiten wollte. Mir ist in diesem Revier besonders aufgefallen, dass viele dort sehr peniebel sind was die Sauberkeit der Anlagen angeht. Deswegen werden alle Anlagen jeden Tag abgefegt, sodass keine Rückstände bleiben, was ich sehr bewundere, da es eine anstrengende Arbeit ist, die jeden Tag gemacht werden muss. Auch über den Umgang mit den Tieren bin ich sehr beeindruckt. Gerade bei den Pekaris, da sie als recht gefährliche Tiere gelten war ich sehr überrascht davon, dass einige Pfleger zu ihnen rein gehen sich dort zu ihnen auf den Boden setzten und mit ihnen schmusen (was ich mir bei unseren Tieren im Zoo Wuppertal nicht vorstellen könnte).
Auch wenn es mit der Sprache in den ersten 2 Tagen nicht ganz geklappt hat und wir deswegen ein paar kleine Schwierigkeiten hatten fühle ich mich dort schon sehr wohl. Ich freue mich schon auf die nächste Woche und bin gespannt mit welchen Tieren ich dann dort arbeiten darf.

Marion, Aquarium

Da meine Vorgänger bereits über unsere Ankunft bzgl. Schüssel bekommen etc. berichtet haben, muss ich dies nicht erneut wiederholen. Allerdings war ich mindestens genauso aufgeregt wie das neue Revier so ist.
Als ich erfahren habe, dass ich in das Aquarium gehe für zwei Wochen war ich gespannt ob es ähnlich oder genauso aufgebaut ist, wie ich das Arbeiten im Aquarium aus meinem 2 monatigen Praktikum im Tierpark Bochum kenne. Allerdings wurde meine Euphorie von Erzählungen anderer Azubis leicht gemindert bzgl. viele Quallenkreisel putzen und ähnliches. Aber ich wollte meine eigenen Erfahrungen sammeln.
Am Montag wurde ich in das Aquarium gebracht, wo mich ein Pfleger, oder ich ihn finden sollte. Das Ganze hat nur so semi gut funktioniert. Ich bin im Terrarium gelandet. Aber nach einigen Kommunikationsschwierigkeiten wurde ich in mein eigentliches Revier gebracht. Und ich staunte nicht schlecht als ich sah wie groß das Aquarium hinter den Kulissen ist. Auch wenn das Haus zuletzt vor 18 Jahren umgebaut wurde (und ein neues in Planung ist), ist es sehr modern. Da alles sehr verwinkelt ist, verlaufe ich mich auch nach einer Woche noch regelmäßig und alles gesehen vom Revier habe ich noch nicht, da auch das Wüstenhaus dazu gehört indem ich noch überhaupt nicht war. Aber auch das Aquarium wird in Arbeitsbereiche eingeteilt. Ein Pfleger kümmert sich um das Süßwasser, einer um das Salzwasser und ein Pfleger begibt sich in das Wüstenhaus zum Arbeiten.
Am Morgen helfe ich immer zuerst im Süßwasserbereich. Ich fege den Besucherbereich und putze alle Scheiben. Daraufhin werde ich meist in den Salzwasserbereich geschickt um dort alle Abschäumer und Auffangbehälter für Futterreste zu säubern. Später kümmere ich mich um das Futter, welches morgens von dem Pfleger im Salzwasserbereich zum Auftauen in Wasser gelegt wird. Ich wasche es durch und die Pfleger holen sich das Futter, welches sie benötigen. Danach endet das ganze mit der Struktur für mich, da ich dann immer unterschiedliche Dinge mache. Zum Beispiel Wassertests, Eier der Fische absammeln, Scheiben und Rückwände putzen, Salzwasser anmischen oder auch die schon erwähnten Quallenkreisel putzen (auch wenn das viel Schlimmer erzählt wird, wie es in Wirklichkeit ist finde ich).
Mit mir angefangen hat eine neue Kollegin, welche nun eingearbeitet werden muss, weshalb natürlich auf mich als Praktikantin nicht das Hauptaugenmerk gelegt wird. Trotzdem sind die Kollegen alle sehr nett und haben ein großes Wissen in diesem Gebiet, also passt schon. Besonders ist wirklich die Quallenzucht und auch das Nachziehen sehr bedrohter Arten.
Ich bin gespannt was mich in meiner zweiten Woche erwartet und ob ich in dieser Zeit noch ein Vollblut-Aquarianer werde. Wir werden sehen.


Außerhalb vom Tiergarten blieb uns unter der Woche nicht allzu viel Zeit etwas zu unternehmen. Mittwoch nach der Arbeit sind Kim und Marion mit ein paar Kollegen aus dem Tiergarten zum Fußballtraining in einer Soccerhalle gefahren. Außerdem haben wir uns vorgenommen, am Donnerstag das „Haus des Meeres“ zu besuchen. Haben wir dann aber aufgrund des unfassbar schönen Wetters nicht gemacht und haben alternativ den Naschmarkt besucht und waren begeistert von dem enormen Angebot von allem was das Herz begehrt. Nachdem wir dort auch eine gute Portion Baklava (Türkische Süßspeise mit sehr viel Honig) gekauft haben, begaben wir uns zu einem Restaurant mit gutbürgerlichen Speisen und einem verdientem Feierabendbier. Freitag direkt nach der Arbeit haben wir uns mit einer Kollegin, die wir von einem Azubitreffen von vor 2 Jahren kannten, getroffen und uns über unsere bisherigen Erfahrungen in den Revieren ausgetauscht. Kim hat indes Besuch von seiner Freundin bekommen und war mit dieser auf Tour durch Wien. Den Freitagabend verbrachten wir (Außer Kim) mit Spielen und dem ein oder anderem Bier. Der Samstag fing für Kim und seine Freundin früh an. Es ging bei wolkenlosem Himmel in Stadt und an die Donau. Die restlichen drei machten sich am späten Vormittag auf den Weg zu Schloss Schönbrunn und zum Café Gloriette mit einem unfassbaren Ausblick über Wien. Nach einem Kaffee bzw. Radler und Apfelstrudel und Kaiserschmarrn (welche ihren doch nicht unerheblichen Preis durchaus wert waren) begaben wir uns wieder in unsere Wohnung wo wir uns dann mit den anderen trafen um uns zusammen auf den Weg wieder in die Innenstadt zu machen. Um genauer zu sein war an dem Samstag „Die lange Nacht der Museen“. Für gerade mal 15€ kam man in über 60 Museen, durfte mit der historischen Bim fahren und eine 60-minütige Tour mit dem BigBus Vienna machen. Als erstes entschieden wir uns für das Naturhistorische Museum und waren erstaunt wie anders, doch die Tiere aussehen nachdem sie eine längere Zeit tot sind. So mussten wir feststellen, dass das ausgestellte Sitatunga keine Streifen mehr besitzt und sehr hellbraun gefärbt war. Aus meiner Sicht (Sven) gucke ich mir die Tiere dann doch lieber lebendig im Zoo an. Als nächstes sollte es zu dem nicht weit entfernten Foltermuseum gehen. Ich möchte betonen, dass es wirklich nicht weit war. Eine Bahnstation und 2 Minuten Fußweg, wenn überhaupt. Dank unseres fachausgebildeten Koordinators Kim haben wir es geschafft von dem Zielbahnhof aus wieder zurück zum Naturhistorischen Museum zu gehen. Als wir dies festgestellt haben (Marion war die erste) haben wir uns entschieden direkt zu Fuß zum Foltermuseum zu gehen. Nach etwa 20 Minuten anstehen kamen auch die ersten gut veranschaulichten Folterinstrumente. Durch eine sehr gute Erläuterung wurde einem wieder klar, dass man es doch ganz gut hat in der heutigen Zeit. Dennoch waren wir nach bereits 30 Minuten durch und auch ein klein wenig enttäuscht. Von dort aus ging es zur Station des BigBus Vienna, wo sich wieder die Gruppe aufspaltete und Kim mit seiner Freundin ins Sissi Museum gingen (welches jedoch nicht Teil der Nacht war) und die restlichen drei auf den Bus warteten um Wien einmal bei Nacht zu sehen. Durch einen Audiokommentar gab es auch noch zusätzlich ein paar nette Infos zu verschiedenen Gebäuden. Wieder an der Station angekommen waren wir uns einig, dass wir uns auf den Heimweg machen. Heute, am Sonntag, sind Kim und seine Freundin wieder sehr früh unterwegs und machen eine Tour durch den Zoo und den Schlosspark Schönbrunn. Heute Abend geht es dann wieder zum Kontaktknüpfen und NFL schauen in die Sportsbar.
Die nächste Woche verbringen wir noch in unserem alten Revier und suchen uns dann die nächsten beiden Reviere aus und Ramon schaut ob unsere Wünsche umsetzbar sind.

Das solle es erstmal wieder gewesen sein liebes Tagebuch. Bis bald und schöne Grüße aus dem sonnigen Wien

Kim
Marion
Katharina
Sven

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