Freitag, 7. April 2023
Über das Erlernen einer neuen Sprache ...und Ostern
Eine der spannendsten Sachen beim Erlernen einer neuen Sprache ist, wie ich finde, der etymologische Aspekt. Also der historische Hintergrund, die Entwicklung der Sprache, die Zusammenhänge zwischen Kultur und Sprache und die geschichtlichen Verflechtungen verschiedener Kulturen. Guckt man einmal hinter die Fassade der eigentlichen Sprache, kann man so viel mehr lernen.
Mir ist das Erlernen einer neuen Sprache noch nie leicht gefallen, was der Hauptgrund dafür ist, dass ich nur Englisch und Deutsch wirklich sprechen kann. Aber ich habe mich trotzdem immer für Sprachen interessiert. So lerne ich quasi standardmäßig einige Vokabeln in der Sprache des Landes, in das ich reise. Das ist immer hilfreich als eine Art Türöffner. Die Einstellung der Einheimischen zu Touristen wird dadurch, meiner Erfahrung nach, positiv beeinflusst. Dabei müssen es gar nicht viele Worte sein. Mir reichen meist Hallo, Tschüss, Guten Tag/Morgen, danke, bitte und die Zahlen bis 10 oder 20. Das einzige Land, bei dem kapituliert habe, war China. Das begrenzt sich bis heute mein Vokabular auf Hallo, danke und deutsch.
Bei meinem Besuch im Sprachkaffee letzte Woche ging es in einem kleinen Vortrag um Ostern. Ostern in Schwedisch heißt Påsk, was nun mal sehr weit von unserem Ostern entfernt ist. Das veranlasste mich zu einer kleinen Recherche, die mehr und mehr ausuferte. Hier, was ich herausgefunden habe:
Påsk kommt von Pessach, dem jüdischen Fest, welches gefeiert wurde als Jesus nach Jerusalem reiste und gekreuzigt wurde. Macht Sinn! Ostern hingegen kommt von ostra, der Morgenröte, und verweist auf die Wiederauferstehung. Das ist schon etwas poetischer und weiter hergeholt, aber entspricht noch einer gewissen Logik. Was den Ostermontag angeht, haben es sowohl die Schweden als auch die Deutschen einfach gehalten. Wir verwenden den Wochentag, bei den Schweden ist es einfach „der andere Ostertag". Das Kar von Karwoche, Karfreitag, Karsamstag kommt vom Altdeutschen „kara", was so viel wie Leiden, Wehklage bedeutet. Wirft man einen Blick über den Ärmelkanal, findet man den Wortstamm auch im Englischen. To care hat den selben Ursprung. Etwas absurd wird es beim Gründonnerstag im Deutschen. Angeblich ist man sich nicht ganz so sicher, warum dieser heißt wie er heißt. Ich habe zwei Erklärungen gefunden: grün kommt von greinen (wer dieses Wort nicht kennt, es bedeutet so viel wie weinen). Das ist ja noch logisch, aber die zweite Erklärung gibt an, Gründonnerstag kommt daher, dass man an diesem Tag so viele grüne Gemüse gegessen hat. Im Schwedischen spricht man von Skärtorsdag. Wobei skär ein altmodisches Wort für rein ist. Bei unserer kleinen Präsentation beim Sprachkaffee wurde skär nochmal extra erklärt mit skär=ren, was mich wiederum vollkommen verwirrt hat. Ein Rentierdonnerstag? Was für eine Ostertradition steckt da dahinter? Klassisches Teekesselchen! Die Erklärung zu skär ist, das Jesus seinen Jüngern beim Abendmahl die Füße wusch.
Achtung übrigens im Deutschen mit dem Ostersamstag! Dabei handelt es sich nicht, wie oftmals angenommen um Karsamstag, den Samstag vor Ostern, sondern den nach Ostern. Früher begann die Woche mit dem Sonntag und so lag der nachfolgend Samstag in der Osterwoche. (Deshalb ist Mittwoch auch die Mitte der Woche.)
Ich dachte, vielleicht interessiert das ja wen. Ich finde solche Sachen super spannend und bin immer wieder überrascht, wie viel ich über meine eigene Sprache, Kultur und Geschichte lerne durch das Erlernen einer anderen Sprache.

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