Mittwoch, 3. Mai 2023
Eine verrückte Woche
Heute ist zwar erst Dienstag aber bis bis jetzt kann ich schon bestätigen, dass dies dies die schwerste Woche von allen ist.
Teil 1.
Vor wenigen Tagen habe ich erfahren, dass ein Freund von mir ende letzten Jahres einen Autounfall hatte und etwa 75% seiner Erinnerungen verloren hat, da er seine rechte Gehirnhälfte angestoßen hat.
Mittlerweile ist alles gut und sonst ist “weiter” nichts passiert, in einem Monat hat er sogar seine Abschlussklausuren in der Uni.
Ich habe ihn kontaktiert und der Kontaktaufbau hat (wie er mir später erzählt hat) nur stattgefunden, weil er seinen besten Freund gefragt hat ob ihm mein Name etwas sagt…
Später habe ich dann etwas mehr als drei stunden mit ihm telefoniert und ihm alle Details unserer Geschichte erzählt. Nach dem ganzen gespäht kam zwar keine Erinnerung mehr wieder aber er hat sich sehr gefreut mehr über mich, über sich und über uns zu erfahren.
Er sagt das schlimmste ist Fotos zu sehen mit Freunden, aus alten Zeiten oder Erinnerungsstücke in der Hand zu halten und sich nicht daran erinnern zu können, wie es dazu kam oder wie der Moment war. Von mir wusste er ein bisschen aus Erzählungen aber er hat keine Ahnung mehr wie ich aussehe…
Teil 2.
Nach dieser Geschichte habe ich zwei sehr gute freunde von mir kontaktiert, die gerade auf Patrouille sind. Wo darf ich hier leider nicht erwähnen.
Der eine antwortet mir, dass es da alles deutlich anders und teilweise auch sehr erschreckend ist.
Der andere antwortet mir, dass er sich dort am Knie verletzt hat und die Wunde ich so schlimm entzündet hat, dass er wieder nach Hause geflogen wurde um hier im Krankenhaus versorgt zu werden.
Teil 3.
Ein Arbeitskollege von mir aus meinem aktuellen Betrieb, mit dem ich mich schnell angefreundet habe, wurde am Wochenende von einem auf den anderen Moment ins Krankenhaus eingeliefert und musste operiert werden, da sich in seinem Körper kleine Steine gebildet haben, die ruckartig für solche Schmerzen gefügt haben, dass diese heraus operiert werden mussten.
Ohne genau ins Detail zu gehen…
Zum Glück wohnt dieser Arbeitskollege (ebenfalls Praktikant 23 Jahre alt) mit einer anderen Praktikantin aus dem betrieb zusammen, die dabei war und auch jetzt helfen kann.
Seine Familie konnte leider nicht kommen, da diese etwa 16Std Autofahrt entfernt in Monterrey wohnen und für ein Flugticket reicht für viele das Geld nicht, zumal die OP schon sehr teuer war…
Zurzeit bin auch ich für diese Woche zu denen “gezogen”, da wir gerade alle eine etwas schwere Zeit durchleben…
Wir sind ein hilfloser und trauriger kleiner Haufen Praktikanten, die alle aus anderen Staaten kommen und sich jetzt gegenseitig versuchen aufzubauen.
… und es klappt und es hilft!

Saludos
Lola

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Mittwoch, 26. April 2023
Masea - trigo y mais (Weizen und Mais)
Tag 2 in meinen zweiten Betrieb.
Der Betrieb war ein Volltreffer. Hier gibt es fünf Bereiche zu erlernen. Bäckerei, Konditorei, Küche, Atolerie (heimisches Getränk aus Mais) und Catering.

Mein Praktikum beinhaltet einen Monat Bäckerei und einen Monat Konditorei.
Jedes Produkt wird mit viel Liebe hergestellt. Alles ist Handarbeit mit Haushaltsmitteln der Traditionellen Art.
Der ganze Betrieb ist ein Gebäude, 3 Etagen mit Terrasse.
Im Erdgeschoss eine winzige Backstube im gleichen Raum wie der Verkauf, im Nebenraum der Verkauf der Atole. Neben den Treppen die Herstellung der Getränke und der Tortillas aus vier verschiedenen Maissorten (blauem Mais, gelbem Mais, rotem Mais und weißem Mais), daneben die Küche.
Im ersten Stock sind die Lager, die Kühlräume, Büros, Pausenraum und die Konditorei.
Auf der Terrasse werden ebenfalls kleine Gerichte angerichtet und gespült. Die Terrasse ist aber mehr für Gäste oder Veranstaltungen.
Der Betrieb klingt größer als er ist. Alles ist eigentlich sehr familiär und klein gehalten. Die Produktionsbereiche trägt natürlich ihre kochuniform, die Verkäufer sind jedoch in heimischen Röcken und Blusen.

Wir sind im Betrieb 9 Praktikanten, alle außer mir sind noch im Studium. Deren Studium geht hier 4-5 Jahre je nach Universität. Der Studiengang beinhaltet Küche, Bäckerei, Konditorei und Service, die letzten 2 Jahre werden 4 Praktika gemacht. Demnach ist ein Praktikum 6 Monate lang. Die meisten sind ende Januar oder Anfang Februar eingestiegen. „Masea“ ist sehr daran interessiert, dass alle Studenten angemessen lernen. Jeder hat immer seinen Block und seinen Stift dabei um Wichtige Arbeitsschritte, Techniken oder Rezepte mitzuschreiben. Regelmäßig kommt sogar jemand vorbei um öffentlich einen Vortrag auf der Terrasse zu halten. Heute ging ein 4 Stündiger Vortrag über alle verschiedenen Chilliarten, wo sie herkommen und wie sie am besten verarbeitet werden. Andere Vorträge gehen über Kakao, Mais, Bohnen etc. Produkte die am meisten in der Mexikanischen Küche vorkommen.

Saludos,
Lola

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Montag, 24. April 2023
Weiter gehts… next stop Oaxaca
Die letzten zwei Wochen in Ixtepec gingen rasend schnell vorbei.
Ich hatte eigentlich gesagt, dass ich mehr über die Beerdigungsfeier meines kleinen Bruders schreibe. Allerdings muss ich gestehen, dass ich da garnicht weiß wo ich anfangen und wo ich aufhören soll. Es war Wahnsinnig viel Arbeit und hätte auch ewig weitergehen können. Letztendlich war es ein sehr emotionaler Tag. Der Autounfall, bei dem mein Bruder (damals 13 Jahre alt), beide Elternteile meines Vaters und meine Uhroma verunglückt sind ist jetzt 7 Jahre her. Nach 7 Jahren wird das letzte mal an die verstorbenen erinnert, es heißt, dass nach 7 Jahren die Seele die Erde verlässt. Alles zusammen, mit regionaler Tracht, Essen, Getränken, Kirche und der Altar, der bei den ganzen natürlich nicht fehlen darf haben etwa 10.000€ gekostet und das in einem Land, bei dem alles deutlich preiswerter ist als in Deutschland und obwohl beim Kochen nur ein Koch bestellt wurde und den Rest die Familie gemacht hat.
Alleine für diesen Tag wurde ein ganzer Stier zum schlachten gekauft. So ist das hier, immerhin wurden die Tiere hier mit viel Platz, Essen und Liebe aufgezogen.

Zu der Woche danach, meiner letzten Woche in Ixtepec. Die letzte Woche ging noch schneller um. Ich habe die Zeit mit meiner Familie genossen, den Geburtstag meiner Nichte gefeiert, war ein letztes mal auf der Ranche, ein letztes mal mit meinen Freunden essen und auf einer Jubiläumsfeier meines Cousins. Dann ging es auch schon nach Oaxaca.
Ixtepec zu verlassen fällt mir immer sehr schwer, es ist eine Stadt, mit Menschen die mir immer wieder neu ans Herz wachsen. Ich habe viele neue Menschen kennengelernt, mehr über die Stadt, meine Familie und die Traditionen gelernt und freue mich in ein paar Jahren zurück kommen zu können.

Morgen startet mein nächstes Praktikum in Oaxaca und ich bin sehr gespannt was mich dort erwartet.
Ich berichte euch.

Saludos,
Lola

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