Mittwoch, 12. April 2023
Osterwoche
Nach meinem letzen Arbeitstag hat hier die Semana Santa (Osterwoche) begonnen. In der Semana Santa gibt es keine Traditionen wie unser Osterbrunch oder das suchen von Süßigkeiten oder kleinen Geschenken. Hier in Mexiko beginnt das feiern der Auferstehung Jesu und des Frühlingsbeginns schon 4 Wochen vorher. Jeden Donnerstag findet man sich in unterschiedlichen Kapellen zusammen, bekommt Essen und Trinken geschenkt, kannverschiedene lokale Süßigkeiten bzw. selbstgemachte süßes Obst kaufen und mit Konfetti, Glitzer, Talk oder Mehl gefüllte (leere und trockene) Eier, die bunt bemalt sind. Diese Eier kaufen sich Kinder um sich die gegenseitig auf den köpfen zu zerbrechen. Wer Glück hat erwischt ein Ei mit Konfetti oder Glitzer, wer Pech hat Talk oder Mehl.
Das ganze ist ein Heiden Spaß und am ende des Abends ist der ganze Boden voller Konfetti und Glitzer.
Das ganze nennt sich hier die Quaresma.

Da meine Familie erst ab morgen eintrifft, für die Totenfeier meines kleinen Bruders, welche am Sonntag ist, hatte ich in der Semana Santa Zeit auf der Range zu helfen, und zu Reiten. Ich bin hier das insgesamt 4. Mal geritten und das erste mal ohne Begleitung und sogar im Trab.
Donnerstag Abend bin ich dann nach Puerto Escondido gefahren, was von hier aus etwa 7 Std mit dem Bus sind.
In Puerto Escondido habe ich mit Cousinen und Freunden von vor 5 Jahren wiedergetroffen, es war toll alle wiederzusehen und ich freue mich schon wenn ich die in zwei Wochen in Oaxaca wiedersehe.
Puerto Escondido ist DIE Surferstadt mit gigantischen Wellen, traumhaft schönen Stränden, klarem Wasser und einem Haufen Touristen. Zum Schwimmen ist das offene Meer verboten, da die Strömung zu stark und die Wellen zu kräftig sind. Ich bin natürlich trotzdem reingegangen und muss gestehen, dass ist wirklich nichts für schwache nerven, du schwimmst durchgehend dagegen um weder nach unten noch weiter ins Meer gezogen zu werden.
Zum Schwimmen gibt es jedoch Buchten, die sehr ruhig und entspannt sind. Einen Tag habe ich mit zwei meiner Freunden den Sonnenuntergang aus dem Meer aus geschaut. Leider kann nur ein Bruchteil der Mexikaner schwimmen, weshalb der Rest am Strand geblieben ist. Den Ausblick mit Rochen um sich herum und nur dem flachen Meer und der untergehenden roten Sonne um sich herum wünsch ich jedem.

Jetzt bin ich aber wieder zurück in Ixtepec und helfe meiner Familie mit den Vorbereitungen für das tägliche „gebetssprechen“ und der Totenfeier am Sonntag

Saludos

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Freitag, 7. April 2023
Über das Erlernen einer neuen Sprache ...und Ostern
Eine der spannendsten Sachen beim Erlernen einer neuen Sprache ist, wie ich finde, der etymologische Aspekt. Also der historische Hintergrund, die Entwicklung der Sprache, die Zusammenhänge zwischen Kultur und Sprache und die geschichtlichen Verflechtungen verschiedener Kulturen. Guckt man einmal hinter die Fassade der eigentlichen Sprache, kann man so viel mehr lernen.
Mir ist das Erlernen einer neuen Sprache noch nie leicht gefallen, was der Hauptgrund dafür ist, dass ich nur Englisch und Deutsch wirklich sprechen kann. Aber ich habe mich trotzdem immer für Sprachen interessiert. So lerne ich quasi standardmäßig einige Vokabeln in der Sprache des Landes, in das ich reise. Das ist immer hilfreich als eine Art Türöffner. Die Einstellung der Einheimischen zu Touristen wird dadurch, meiner Erfahrung nach, positiv beeinflusst. Dabei müssen es gar nicht viele Worte sein. Mir reichen meist Hallo, Tschüss, Guten Tag/Morgen, danke, bitte und die Zahlen bis 10 oder 20. Das einzige Land, bei dem kapituliert habe, war China. Das begrenzt sich bis heute mein Vokabular auf Hallo, danke und deutsch.
Bei meinem Besuch im Sprachkaffee letzte Woche ging es in einem kleinen Vortrag um Ostern. Ostern in Schwedisch heißt Påsk, was nun mal sehr weit von unserem Ostern entfernt ist. Das veranlasste mich zu einer kleinen Recherche, die mehr und mehr ausuferte. Hier, was ich herausgefunden habe:
Påsk kommt von Pessach, dem jüdischen Fest, welches gefeiert wurde als Jesus nach Jerusalem reiste und gekreuzigt wurde. Macht Sinn! Ostern hingegen kommt von ostra, der Morgenröte, und verweist auf die Wiederauferstehung. Das ist schon etwas poetischer und weiter hergeholt, aber entspricht noch einer gewissen Logik. Was den Ostermontag angeht, haben es sowohl die Schweden als auch die Deutschen einfach gehalten. Wir verwenden den Wochentag, bei den Schweden ist es einfach „der andere Ostertag". Das Kar von Karwoche, Karfreitag, Karsamstag kommt vom Altdeutschen „kara", was so viel wie Leiden, Wehklage bedeutet. Wirft man einen Blick über den Ärmelkanal, findet man den Wortstamm auch im Englischen. To care hat den selben Ursprung. Etwas absurd wird es beim Gründonnerstag im Deutschen. Angeblich ist man sich nicht ganz so sicher, warum dieser heißt wie er heißt. Ich habe zwei Erklärungen gefunden: grün kommt von greinen (wer dieses Wort nicht kennt, es bedeutet so viel wie weinen). Das ist ja noch logisch, aber die zweite Erklärung gibt an, Gründonnerstag kommt daher, dass man an diesem Tag so viele grüne Gemüse gegessen hat. Im Schwedischen spricht man von Skärtorsdag. Wobei skär ein altmodisches Wort für rein ist. Bei unserer kleinen Präsentation beim Sprachkaffee wurde skär nochmal extra erklärt mit skär=ren, was mich wiederum vollkommen verwirrt hat. Ein Rentierdonnerstag? Was für eine Ostertradition steckt da dahinter? Klassisches Teekesselchen! Die Erklärung zu skär ist, das Jesus seinen Jüngern beim Abendmahl die Füße wusch.
Achtung übrigens im Deutschen mit dem Ostersamstag! Dabei handelt es sich nicht, wie oftmals angenommen um Karsamstag, den Samstag vor Ostern, sondern den nach Ostern. Früher begann die Woche mit dem Sonntag und so lag der nachfolgend Samstag in der Osterwoche. (Deshalb ist Mittwoch auch die Mitte der Woche.)
Ich dachte, vielleicht interessiert das ja wen. Ich finde solche Sachen super spannend und bin immer wieder überrascht, wie viel ich über meine eigene Sprache, Kultur und Geschichte lerne durch das Erlernen einer anderen Sprache.

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Sonntag, 2. April 2023
Letzte Woche
Die letzte Woche war nochmal sehr interessant. Am Dienstag waren wir nachmittags in der Berufsschule in Wien. Die Schule ist die Einzige in Österreich die Tierpfleger ausbildet. Ein Lehrer hat uns durch die Schule geführt und uns das Ausbildungssystem aus schulischer Sicht erklärt. Danach sind wir mit ihm zum Wiener Zentralfriedhof gefahren, der nur zwei U-Bahn-Stationen von der Schule entfernt ist und sehr bekannt für die große Feldhamsterpopulation. Es hat auch nicht lange gedauert bis wir den ersten Feldhamster entdeckt haben, obwohl es noch relativ kalt ist. Der Lehrer hat uns mit großer Begeisterung alles über die Hamster erzählt und noch vieles über andere wildlebende Tiere in Wien. Das war ein kleines Highlight, da Feldhamster vom Aussterben bedroht sind und es in Deutschland so gut wie unmöglich ist, einen zusehen.

Am Mittwoch haben wir am Nachmittag eine Führung durch das Polarium im Zoo bekommen. Ein Tierpfleger hat uns viel über die Sicherheitssysteme bei den Eisbären erzählt und uns die ganzen Filtersysteme von den Mähnenrobben-, Eisbär, Felsenpinguin und Königspinguinbecken gezeigt. Wir waren sehr überrascht wie groß die ganzen Technikräume sind, das ganze Polarium ist unterkellert. Außerdem durften wir der Felsenpinguingruppe noch einen Besuch abstatten und den Tierpfleger mit all unseren Fragen zur Haltung und Pflege der Pinguine löchern. Im Anschluss daran haben wir noch eine Führung durch das Regenwaldhaus bekommen. Das Haus ist momentan nur zur Hälfte für Besucher geöffnet, wir durften uns aber auch den geschlossenen Teil anschauen und einen Blick hinter die Kulissen werfen. Für mich war dort die Froschzucht ein absolutes Highlight. Im Regenwaldhaus werden verschiedenste Frösche gezüchtet, am interessantesten waren die Nachzuchten der Wallace-Flugfrösche. Dem Tiergarten Schönbrunn ist es 2019 als erster und bis jetzt einziger Zoo gelungen diese zu züchten.

Johanna und Ich haben außerdem in der letzten Woche Besuch bekommen, mich haben zwei Freunde besucht, die ebenfalls Azubis in der Zootierpflege sind. Mittwochabend wurden wir alle vom Ramon (Ausbilder im Tiergarten) zum Essen eingeladen und wir haben über unsere Zeit in Wien und im Zoo gesprochen, außerdem konnten wir noch Wünsche äußern, was wir im Tiergarten noch gerne sehen wollen. Am Donnerstag ging es für meinen beiden Freunde dann zum Elefantentraining und anschließend mit Johanna und mir ins Terrarium. Darauf habe ich mich am meisten gefreut, da ich wusste, dass der größte Teil der Terraristik Abteilung nicht für Besucher einsehbar ist. Ich war total begeistert, der ganze Keller des Terrariums ist voll mit verschiedensten Tieren, die fast alle nachgezüchtet werden. Sehr stolz sind die Tierpfleger dort auf ihrer Chamäleon Zucht, über 300 Chamäleons hält der Zoo, die alle in einzelnen Terrarien leben und jeden Tag per Hand getränkt werden. Das Terrarium hält viele bedrohte Arten, die oft aus Beschlagnahmungen in den Zoo kommen. Im Anschluss daran durften wir uns noch in der Aquaristik umschauen, denn auch hier wird der größte Teil hinter den Kulissen gehalten. Am beeindruckendsten fand ich die unscheinbaren, aber in der Natur ausgestorben Gestreiften Orientkärpflinge.

Auch die Arbeit in meinem Revier hat mir in der Woche viel Spaß gemacht, besonders war an meinem letzten Tag der Wasserbüffeltransport von drei Jungtieren.

Allgemein habe ich in der Zeit hier, Wien gut kennengelernt, und mich hier sehr wohlgefühlt. Überall kann hier sehr lecker und gut vegan essen, man muss nicht lange suchen um eine Freizeitbeschäftigung zu finden. Im ersten Bezirk (Stadtmitte) durch die alten Straßengassen zu schlendern und die Historie auf sich wirken zu lassen war echt schön.

Gersten bin ich wieder abgereist und ich konnte die Zeit hier nochmal schön ausklingen lassen. Ich war mit meinen beiden Freunden morgens im Naturhistorischen Museum frühstücken und danach haben wir noch einmal eine letzte Runde durch die zoologische Abteilung im Mesum gemacht. Ich glaube man kann es sich schon denken, aber das Museum war, ist und bleibt mein absoluter Lieblingsort in Wien.

Viele Grüße von Johanna und Jason

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