Montag, 11. Juli 2022
Praktikum Maßschneider Amsterdam
Meine 1. Woche ist nun vorüber und so langsam komme ich an. Der weg zur Arbeit ist abgespeichert und auch die Bahnverbindungen werden immer vertrauter. Meine Unterkunft befindet sich in unmittelbarer nähe der Station "Amsterdam Sloterdijk". Von dort aus sind es nur 15-20min bis zu "Amsterdam Centraal" wo sich meine Praktikumsstelle befindet. Es ist eine kleine Boutique mit dem Namen "FUI" und das Atelier befindet sich direkt oben drüber. Die Chefin war in der ersten Woche noch auf Geschäftsreise weshalb wir langsam gestartet sind. Jedoch habe ich in dieser Woche viel über das skizzieren gelernt und mein erstes eigenes Schnittmuster erstellt. Freitags sind wir dann in einer Vintagehalle Stoffe kaufen gewesen und ich habe angefangen meine Visionen umzusetzen. Ab Heute ist die Chefin zurück und ich bin gespannt was jetzt so alles auf mich wartet :)

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Donnerstag, 7. Juli 2022
Die vier ERLs
Stangerl, Striezerl, Weckerl, Kipferl
Und jetzt noch mal auf Hochdeutsch: Stangen, Zöpfe, Brötchen, Hörnchen (alles im Kleinformat). Diese vier Produkte stellen neben den Handsemmeln und den Briocheknöpfen die wichtigsten Kleingebäcke bei der Bäckerei Öfferl dar. Zumindest soweit ich das nach der ersten Arbeitswoche beurteilen kann. Wer feinmotorisch veranlagt ist, sollte keine Probleme haben. Grobmotoriker brauchen etwas länger, bis die Handgriffe sitzen.
Für deutsche Azubis kann ich ein Praktikum in einer österreichischen Bäckerei hinsichtlich Prüfungsvorbereitung im Bereich Formgebäck nur empfehlen. Danach sind Hörnchen, Knoten und Einstrangzöpfe ein Klacks! Klassisch Rundwirken allerdings, habe ich noch kein einziges Mal machen müssen. Bei Brot wird eher gefaltet um Spannung in den Teig zu bringen. Also es geht auch anders wie man sieht.

Die Teige sind sehr weich und ich sage das mit dem Hintergrund, dass in meinem Lehrbetrieb schon mit sehr weichen Teigen für deutsche Verhältnisse gearbeitet worden ist. Viele Teige werden am Vortag hergestellt und über Nacht kühl gelagert um am nächsten Tag aufgearbeitet und das erste mal gebacken zu werden. Es wird mit der Unterbruchbackmethode gearbeitet. Hierbei werden die Brote beim ersten Backen auf eine Kerntemperatur von etwa 92°C erhitzt. Nach einer etwa 12-stündigen Kühlphase werden sie dann ein zweites Mal gebacken. Dieses Verfahren ermöglicht das überwiegende Arbeiten in der Tagschicht mit Minimalbesetzung in einer Nachtschichten, die das zweite Backen übernimmt. Kleingebäcke werden in den Filialen in Wien im Ladenbackofen gebacken.
Mit Arbeitszeiten von etwa 6.00-14.00Uhr gestaltet sich das Arbeiten sehr angenehm und es bleibt reichlich Zeit am Nachmittag die ländliche Umgebung zu erkunden.

Der Empfang war äußerst herzlich. Die Mitarbeiterwohnung, die mir zur Verfügung gestellt wird, ist top ausgestattet. Jede Kammer wird mir gezeigt und die Firmengeschichte erläutert. Arbeitskleidung wird gestellt. Eine eigene Trinkflasche für die Arbeit steht bereit. Eine Produktmappe ist auch schon vorbereitet und nach einem deftigen Frühstück werde ich wirklich jedem Mitarbeiter, der gerade da ist persönlich vorgestellt. "Die Deutsche, die mit dem Radl angereist ist." Selbst in den Filialen in Wien haben sie schon von mir gehört. So vollumfänglich versorgt, lässt es sich aushalten!

Was die deutsche und österreichische Backkultur angeht, könnte man es vielleicht mit der Sprache vergleichen: irgendwie ähnlich, aber doch nicht ganz Dasselbe. Dieselbe Basis, aber in der Ausführung sehr unterschiedlich.

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Sonntag, 26. Juni 2022
HALLO WIEN! Österreicher macht euch gefasst, jetzt komme ich.
10h Zugfahrt und etwa 720km Fahrradweg liegen hinter mir. In 10 Reisetagen von Köln nach Wien. Zuerst mit dem 9-Euro-Ticket mit 6 verschiedenen Zügen nach Ulm an die Donau, dann immer flussabwärts mit dem Radl. Übernachtet wird auf einem Bauernhof, Campingplätzen oder bei Kanu- und Ruderclubs.

Die Art und Weise so zu Reisen kann ich nur empfehlen. Es gibt einem die Möglichkeit das Land und die Leute ganz anders kennenzulernen. Entfernungen und Veränderungen in Kultur und Landschaft bewusster wahrzunehmen. Außerdem lernt man sich gepäcktechnisch auf das Wesentliche zu reduzieren. Nun muss ich dazu sagen, dass das nicht meine erste Fahrradtour ist. Ich habe schon etwas Übung und so finde ich schnell zu einer gewissen Routine zurück, die ich mir angewöhnt habe.

Eine Kurzbeschreibung von mir sähe vielleicht so aus: Bio-Bauer, -Bäcker, Weltenbummler. 26 Jahre alt. Hab gerade den Gesellenbrief als Bäckerin in der Tasche und befinde mich auf dem Weg zur Bio-Bäckerei Öfferl im kleinen Örtchen Gaubitsch nördlich von Wien. Dort möchte ich für 2 Monate den österreichischen BäckerInnen über die Schulter schauen, oder besser selbst mit Hand anlegen.

Auf der Anreise bisher gab es schon so Einiges zu sehen. Darunter bekannte Orte wie Regensburg, Passau, Linz, Ulm, Ingolstadt, die mit ihren Altstädten Menschen begeistern und um Jahrhunderte in die Vergangenheit zurückversetzen. Aber auch kleinere nicht so bekannte Städte, die Einiges zu bieten haben, Vohburg, Dillingen, Dürnstein, Donauwörth. Landschaftlich kommt auch keine Langeweile auf. Flusstäler mit bewaldeten Hängen, schroffe Felsen, weite Auen, Weinberge und, für mich als Bauern besonders interessant, viel Ackerbau, teilweise mit Feldfrüchte, die man in Westdeutschland eher selten zu sehen bekommt. Und Feste werden gefeiert. In Donauwörth sticht man Fischer, richtig , mit R. Und in der Wachau und im restlichen Niederösterreich feiert man das 100 jährige bestehen des Bundeslandes. Dazu wird aufgespielt, das Tanzbein geschwungen und ordentlich eingeschenkt. In Krems, wo ich die Feierlichkeiten mitbekommen habe, vor allem Wein. In Wien findet das Donauinselfest statt. Fressbuden, Getränkestände, Bühnen. Das größte Freiluft-Musikfestival mit freiem Eintritt weltweit.

Der Fahrradweg ist relativ gut ausgeschildert und folgt der EuroVelo-Route 6 in Österreich, sowie dem R1 Radweg. Er führt meist beidseitig der Donau entlang, in Deutschland oft geschottert, in Österreich fast ausschließlich geteert. Also Fahrradwege, das können die Österreicher. Gut ausgeschildert, besser als in Deutschland, breite, geteert Wege (auch wenn deren Unterhaltung finanziell garantiert sehr aufwendig und ihr ökologischer Wert sehr gering ist), immer wieder Wasserspender, an jedem Ortseingang eine Karte mit lokalen Informationen zu Unterkünften, Einkehrmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten. Chapeau! Besonders für Anfänger kann ich den Donauradweg nur empfehlen, auch, weil er kaum Steigungen aufweist.

Jetzt wird erst einmal die Hauptstadt Wien erkundet und dann geht es auf einen Abstecher Richtung Slowakei.

Bis dann,
Ann-Sophie

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