Montag, 27. März 2023
Revierwechsel
Nach zwei Wochen haben wir die Reviere in denen wir gearbeitet haben getauscht. Johanna ist jetzt bei den Giraffen, Koalas und Großen Pandas, ich bei den Panzernashörner und vielen anderen verschiedenen Huftieren. Uns beiden ist direkt eine sehr unterschiedliche Arbeitsweise in den Revieren aufgefallen. Bei den Giraffen wird sehr „fein“ und sorgfältig gearbeitet, auf die Hygiene wird streng geachtet, da grade Koalas und Große Pandas anfällig für verschiedenste Infektionen sind. In dem Revier in dem ich jetzt arbeitete wird eher „gröber“ gearbeitet. Eine kleine Herausforderung für uns beide ist es mit einem Bambusbesen aufzukehren, das sind wir beide nicht gewohnt.
Letztes Wochenende durften wir beim Training der Afrikanischen Elefanten zuschauen. Interessant war es, dass das Training je nach Tierpfleger und Tier unterschiedlich gehandhabt wird. Einige Elefanten werden ohne mit ihnen zusprechen trainiert, die Signale werden nur mit Target und Handzeichen gegeben, als Bestätigung gibt es Obst oder Brot. Mit anderen Elefanten wird sehr viel gesprochen und die Bestätigung findet sowohl verbal als auch durch Futter statt. Da noch andere Tierpfleger aus einem Zoo in Portugal dabei waren, wurde uns das Training auf Englisch erklärt, das bereitete uns wenig Schwierigkeiten. Generell sind wir darüber erstaunt wie viele englischsprachige Besucher der Tiergarten hat.
Nächste Wochen werden wir an einem Nachmittag die Berufsschule in Wien besuchen. Wir sind gespannt zusehen welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es im schulischen Teil der Ausbildung gibt.

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Donnerstag, 23. März 2023
Vi pratar svenska!
Ich hab, seit ich hier in Schweden bin, nach einer Möglichkeit gesucht in ungezwungener Umgebung ein wenig Schwedisch zu üben. Leider waren die meisten Angebote entweder zu weit entfernt, zur falschen Uhrzeit oder nur für bestimmte Personengruppen zugelassen. Letztes Wochenende habe ich dann an einer Pinnwand im Wald ein Poster gefunden. Språkkafé i Eneby torg. Jeden Donnerstag zwischen 12 und 14.30Uhr für jeden der Interesse hat. Das Sprachniveau spielt keine Rolle und es ist zwar hauptsächlich zum Schwedisch lernen gedacht, aber wenn es sich ergibt und ein "Sprachpartner" gefunden werden kann, kann auch jede andere Sprache erlernt werden.
Heute habe ich dann direkt mal die Chance genutzt und bin von der Arbeit hin. (Das liegt quasi auf dem Heimweg.)
Etwa 20 Leute sitzen in vier Kleingruppen um Tische, die mit Kaffee, Donuts, Kanellbullar, Brot, Käse und anderen Leckereien gedeckt sind. Die demografische Verteilung der Teilnehmer gleicht einer auf dem Kopfstechenden Birne wobei ich vermutlich das untere Ende dargestellt habe. Es wirkt wie eine Mischung aus Seniorenkaffee, Vorlesung und Kaffeetrinken bei Oma. Sehr gemütlich. Die meisten der etwas Betagteren sind Freiwillige, die selber Schweden sind und oder Schwedisch sprechen. Man kann zuhören, sprechen, Fragen stellen, jeder wie er will oder kann. Zwischendurch gibt es einen kurzen etwa 10minütigen Vortrag zur Tag- und Nachtgleiche, zum internationalen Waffeltag und jungfru Maria bebådelsedag (Mariä Verkündigung).
Außerdem kann man sich den Bauch vollschlagen. Allerdings bin ich mittlerweile etwas verwöhnt. Was ich so in der Bäckerei geboten bekomme, ist schwierig zu toppen.
Meine Kleingruppe besteht aus einem Chinesen, der seit vier Jahren in Schweden wohnt und schätzungsweise ein wenig älter ist als ich, einer mormormormor, einer Ururgroßmutter, wenn ich das richtig verstanden habe, schätzungsweise knapp über 90 und fit wie ein Turnschuh, und einem Pensionär, vielleicht Mitte 70. Die beiden Letzteren sprechen beide auch noch Deutsch, fließend! Sie hat Deutsch in Wien studiert und er hat es als zweite Muttersprache gelernt. Aber, als gute "Lehrer" bleiben sie ziemlich konsequent beim Schwedisch. Ich bin weit davon entfernt alles zu verstehen und noch viele weiter davon, mich fließend auszudrücken. Aber mit Biegen und Brechen, Vokabeln- und Aussprache-raten und unter Missachtung jeglicher grammatischer Regeln, schaffe ich es, mich mitzuteilen, oftmals sogar so, dass ich verstanden werden. Kleine Erfolgsmomente!
Ganze 2 Stunden später mache ich mich auf den Weg nach Hause mit dem festen Vorhaben, die paar Wochen, die mir noch bleiben zu nutzen, um dieses Språkkafé zu besuchen.
Übrigens, für Deutschsprechende ist zumindest das Lesen von Schwedisch nicht so schwer. Wenn man ein paar Vakabeln kann, kann man sich in den meisten indogermanischen Sprachen, zu denen neben Deutsch und Schwedisch auch Dänisch, Niederländisch und Norwegisch zählen, einigermaßen zu recht finden. Hörverstehen ist das schon schwieriger.
Bei der Aussprache sind einige Regeln zu beachten. Es gibt einen gewissen Singsang, der dem Schwedischen anheim ist und viele ch-Laute, die, da sie sich etwas vom deutschen ch unterscheiden, nicht immer ganz einfach sind.
Die Grammatik ist relativ übersichtlich und pons ( der Verlag für Wörterbücher und so) packt ihn auf 4 DINA4 Blätter. Ich glaube, im Deutschen kämen wir mit 10 noch nicht mal aus. Sehr praktisch - die Schweden konfugieren nicht. Jag pratar, du pratar, hon pratar, vi pratar...

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Woche vier
Diese Woche arbeite ich in der Nachtschicht mit den Bäckern.
Das erste mal in der Nachtschicht, ist für mich schon ungewohnt und gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich schnell daran, wenn man erstmal einen Rhythmus gefunden hat.
Meine Arbeitszeiten sind von 22:00 Uhr nachts bis 6:00 Uhr morgens.

Normalerweise fahre ich mit dem Bus zur Arbeit, da der Ort wo ich arbeite als nicht sehr sicher gilt und viele beklaut werden nimmt mich ein Arbeitskollege, der ebenfalls in meiner Stadt lebt mit zur Arbeit und wieder zurück. Den Weg legen wir auf dem Motorrad zurück was jedes Mahl auf neue ein Adrenalin-kick ist, da die Straßen teilweise kaputt, aus Schotter oder mit Schlaglöchern ist.
Aber es ist traumhaft schön, mit dem leichten Fahrtwind, den Palmen am Straßenrand und der Sternendecke am Himmel. Da die Orte hier klein sind und zwischen den Orten relativ lange Fahrstraßen sind, kann man einige Sterne sehen.

Auf der Arbeit arbeiten wir mit zwei Teigen. Hefeteig und Dänischer Plunderteig aus diesen zwei Teigarten wird fast jedes Produkt hergestellt, welches pro Produkt eine eigene Form bekommt. Ob gestanzt, gerollt, gefaltet, gedreht oder gedoppelt, viele Formen die teilweise gefüllt werden, mit Marmelade, Philadelphia oder einer hausgemachten Paste.
Ich arbeite sehr gern mit den Bäckern, da es immer etwas zu tun und zu helfen gibt, ich viel lernen kann und mich verbessern kann.
Hier wird auch mit drei verschiedenen Massen gearbeitet, welche ich noch nicht beschreiben kann, die gibt es so auf jeden fall nicht in Deutschland, kann man aber dennoch gut integrieren.

Um mich mit all den Formen und Massen sowie Techniken weiter vertraut zu machen, bleibe ich auch auf meinen Wunsch noch die nächste und letze Woche bei den Bäckern.

Am Ende dieser Woche geht es für mich erstmal nach Huatulco, meinen besten Freund besuchen.

Bis dahin.
Saludos.

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Samstag, 18. März 2023
Woche drei
Heute möchte ich mal über Gehälter und Arbeitsverhältnisse sprechen.
Dieses Thema hat mich die letzten Tage sehr beschäftigt und deshalb würde ich es gerne mit euch teilen.

Als erstes möchte ich erwähnen, dass Bildung hier keine Pflicht ist. Jeder der zur Schule geht wird vom Staat gefördert, keine Finanzhilfen für die Schuluniform und Materialien.
Wie ich in den Restaurants und in der Backstube erfahren habe, haben manche in frühem Alter entschieden, nich mehr zur Schule zu gehen und den Eltern zu helfen. Mit frühem Alter spreche ich von 8-10 Jahren, vor dem Einstieg in die sogenannte “secundaría”, vergleichbar mit der Weiterführenden Schule.
Diejenigen, die die secundaría beendet haben können zur “Prepa” gehen um ihren Abschluss zu machen (die letzen drei Jahre zum “Abi” und auch hier wird vorab gewählt welchen Berufsweg zu lernen. Nur wenige Berufe werden schulisch erlernt, wie z.B.
Doktoren und Ärzte, Chemiker, IT-Spezialisten, Erzieher und wenige mehr. Bäcker und Köche gehören nicht dazu.

Nach der Schule kannst du wählen ob du Studieren oder Arbeiten gehen willst, da viele aber auch schon vor ihrem 20, Lebensjahr heiraten oder Kinder kriegen, bleiben viele auch zuhause um sich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Nebenbei wird Geld verdient, indem sie essen (feste Mahlzeiten oder auch Brote) auf der Straße verkaufen oder nähen. Manche hohlen auch da schon ihre Kinder zum Helfen dazu.

In meiner Berufung landet man wenn man nicht Studiert und einen Job braucht.
Hier in Mexiko steht im Gesetz, dass das erste Jahr im Betrieb “Probezeit” ist und zwar bezahlt wird, dir aber im Gazen Jahr kein Urlaub zusteht. Urlaub hast du nach dem ersten Jahr und beträgt etwa 5-8 Tage im Jahr. Auch die Arbeitszeiten Sind nicht vorgeschrieben. In meinem Betrieb arbeitet einer, der täglich Bestellungen an die Filialen ausliefert, er Arbeitet 12 Stunden, 6 Tage die Woche und verdient 270 MX Pesos (14,50€) am Tag.

Einer der Bäcker, der seit 23 Jahren in der Filiale Arbeitet, arbeitet 8 Stunden am Tag, 6 Tage die Woche und verdient umgerechnet 20€ täglich.

Derjenige der die Torten dekoriert, arbeitet seit 15 Jahren in der Filiale und verdient mit den gleichen Arbeitszeiten 18€ täglich.

Die Putzfrau, die die gleichen Arbeitszeiten hat, verdient allerdings nur 10€ täglich.

Und all das obwohl auch hier fast alle Preise gestiegen sind und man alleine an Mahlzeiten für eine Person locker 8€ täglich ausgibt, dazu kommen Miete, Lebensmittel, Möbel, Kleidung und in den meisten Fällen mindestens ein Kind.

Ich lasse das mal so stehen.

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