Sonntag, 23. Oktober 2022
Otters on Mull
Wer noch nicht von Mull gehört hat, bei Mull handelt es sich um eine der inneren Hybriden, eine Inselgruppe an der Westküste Schottlands. Dorthin hat es mich letztes Wochenende verschlagen. Freitag und Montag frei - perfekt für einen längeren Tripp.
Mull ist sehr gut erreichbar durch die frequente Fährverbindung nach Oban, auf dem Festland, und wiederum Obans sehr gute Verbindung mit Bussen in die größeren schottischen Städte Edinburgh und Glasgow. Außerdem lässt sich auch ein Großteil der Insel Mull sehr gut mit dem Bus erkunden, anders als auf der weitaus bekannteren Isle of Skye. Mull ist besonders bekannt für die zu beobachtenden (Wild)Tiere. Otter, Adler und Dammwild sind mir über den Weg gelaufen/-schwommen/-flogen, Robben und Delfine haben sich für meine Augen allerdings zu gut versteckt.
Die erste Nacht habe ich auf Iona wild gecampt. Iona ist eine kleine Insel am südlichen Ende von Mull, berühmt für weiße Strände, türkisblaues Wasser und St. Colomba. Im 6. Jahrhundert sind hier bereits Christen gelandet und später wurde ein Kloster und eine Wallfahrtsstätte dort errichtet. Am sehr verregneten zweiten Tag ging es mit Sack und Pack in Regenkleidung bis ans andere Ende von Mull. Einerseits um meine Essensvorräte aufzufüllen und andererseits um sowohl die volle Länge der Insel sowie das kleine, sehr touristische Städtchen Tobermory zu sehen.
Was ich nicht wusste, aber zu dem Zeitpunkt immer offensichtlicher wurde, am Sonntag war die Rally von Mull geplant. Zum 50ten Mal jagen sich Rennfahrer einmal rund um die Insel. Und der Vortag ist Übungstag. Dementsprechend gut besucht ist die Insel. Mich stört es allerdings wenig. Ich verziehe mich für den Sonntag in die Mitte der Insel, wo man nur zu Fuß hinkommt.
Über ganz Schottland verteilt gibt es sogenannte Bothies. Meist wieder aufgebaute Ruinen alter Bauerhöfe mit offenem Kamin und höhergelegten Holzplattformen als Bettstätten, ohne fließend Wasser, Strom oder Sanitär, meist mehrere Kilometer von der nächsten befahrbaren Straße entfernt. Sie dienen als kostenfreie Unterkunft für Wanderer und Fahrradfahrer. In solch einer Unterkunft verbringe ich die nächsten zwei Nächte, ganz allein, 7km von dem nächsten bewohnten Haus entfernt. Ein Bach zum Waschen, Berge zum Wandern, Sonnenschein zum Zelt Trocknen und etwas selbstmitgebrachte Kohle für ein bisschen Wärme am Abend. Was will man mehr?!
Am Montag geht es wieder zurück nach Oban, wo ich im Regen die Stadt besichtige und eine neue Abdeckung für mein Kameraobjektiv kaufe. Die alte liegt irgendwo im Bog ( so ein Zwischending zwischen Wiese und Moor) auf Mull und ich hege keine Hoffnung, sie irgendwann wieder zu finden.
Zurück nach Comrie nimmt mich eine Kollegin mit, die noch weiter im Norden war und deren Rückweg fast an Oban vorbeiführt. Es dauert noch zwei Tage bis meine Schuhe wieder komplett trocken sind, aber trotzdem ein richtig schöner Tripp!

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