Freitag, 16. Dezember 2022
GÄLISCH
Wenn man sich eine schottische Landkarte ansieht, ist es hilfreich einige gälische Wörter und ihre Bedeutung zu kennen. Wenn auch kaum noch gesprochen, so trifft man im Alltag in Schottland doch immer wieder auf gälische Wörter, insbesondere bei Ortsbezeichnungen und Hausnahmen (fast jedes Haus hat hier seinen eigenen Namen, welcher auch als Adresse fungiert).

Hier deshalb einige gälische oder aus dem Gälischen abgeleitete Wörter:
Beínn/Ben - Berg
Brae - Hang
Glen - Schlucht, Tal
Sgorré - Gipfel
Ruchill - wo sich zwei Flüsse treffen
Loch - Fjord oder See
Ross - Landzunge, Landspitze, z.b. eingeschlossen von zwei Flüssen
Glasschu - Glasgow
Dun Eideann - Edinburgh und wer sich jemals darüber gewundert hat, ja, Edinburgh wird Edinburrow, nicht Edinburgh ausgesprochen, genau wie Newburrow oder Helensburrow. Im Grunde alle schottischen Städte mit burgh als Endung.


Deutschland heißt auf Gälisch ürigens A'Ghearmailt (phonetisch A Yarra-maltch). Und Whisky leitet sich vom gälischen Uisge-beatha (Lebenswasser) ab, ein Bisschen wie das russische Wort Wodka... dazu passt dann gut der Toast slàinthe mhath (Slantche vah), was dem ein oder anderen vielleicht geläufig ist.

Gälisch gehört zu den keltischen Sprachen und wurde bereits vor mehreren Jahrtausenden gesprochen. Heute wird es noch in einigen Gemeinden der Äußeren Hebriden als Alltagssprache genutzt. Die Anzahl der Gälisch-Sprecher wird auf 60.000 geschätzt.
Stark zurückgegangen ist der Gebrauch der Sprache während der Clearances, welche viele Highlandgemeinden zerstörte, auseinanderriss und zerstreute. Mittlerweile gibt es wieder Schulen auf dem schottischen Festland, die in Gälisch unterrichten. Besonders präsent ist die Sprache in der Musik.

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Never trust a Campbell!
Noch heute lernen Kinder in Schottland: “traue niemals einem Campbell.” Dieser Spruch hat einen Jahrhunderte alten, grausamen Vorfall als Hintergrund. Doch um zu verstehen wie es zu diesem kam, muss ich etwas weiter ausholen.
Es folgt also die Kurzfassung der geschichtlichen Entwicklung der politischen Situation Schottlands im ausgehenden 17. Jahrhundert.

Der protestantische Herrscher Englands und Schottlands, Charles 2. verstirbt 1685, woraufhin sein katholischer Bruder James 7. Von Schottland und 2. Von England sich sie Krone aufsetzt. Dessen bereits geborene Tochter Mary gehört dem protestantischen Glauben an, nicht so aber sein später geborener Sohn James Francis Edward, der mit seiner Geburt die Ansprüche seiner Schwester auf den Thron zunichte macht.
Die englischen Whigs (eine Art Vorläufer der späteren Liberal Party, einer Partei im britischen Parlament) , die einen protestantische Herrscher bevorzugen, laden Mary und ihren protestantischen Ehemann William, Prince of Orange, ein, das Königreich zu regieren. Das wiederum will sich James nicht gefallen lassen. Er flieht nach Frankreich um einen Schlachtplan und Allianzen zu schmieden. 1689 kommt er mit französischen Truppen zurück und wird 1690 in Irland geschlagen. Erfolglos zieht er sich wieder nach Frankreich zurück, von wo er nochmals einen Versuch unternehmen wird.

Nun zu den Highlander: diese hatten sich größtenteils für James ausgesprochen. Als James allerdings in Irland verliert, verlangt William, dass die untreuen Clans einen Eid der Treue schwören. Dazu gibt er ihnen bis zum 31. Dezember 1691 Bedenkzeit. Ansonsten tritt ein Dekret in Kraft, das von “Feuer und Schwert” spricht.
Viele der Highlandchiefs warten möglichst lange bevor sie den Eid leisten, obwohl sie sogar das Ok von James dafür haben. Der weiß, dass es noch Jahre dauern soll bis er wieder nach Schottland zurückkehrt. Unter den zögernden Clanchiefs ist MacIan von den MacDonalds von Glencoe. Erst am letztmöglichen Tag trifft er in Fort William ein um den Eid zu leisten. Im Fort befindet sich aber zu dem Zeitpunkt kein Militär oder Offizieller mit ausreichendem Rang um den Eid entgegen zu nehmen. So muss MacIan weiter nach Inverary ziehen, trotz Schneesturm. In der Tasche hat er eine Bestätigung, dass er rechtzeitig in Fort William gewesen sei, willig den Treueeid zu leisten. In Inverary gibt es weitere Verzögerungen, so kann er den Eid erst am 6. Januar ablegen.

Nun zu dem zweiten involvierten Clan, den Campbells. Die waren quasi notorisch pleite. Rivalitäten zwischen Highlandclans wie den MacDonalds und Lowlandclans wie den Campbells waren an der Tagesordnung. Besonders beliebt bei den Highlandern war das Viehstehlen. Als die MacDonalds nach einer Schlacht auf dem Rückweg nach Hause, nach Glencoe, den Campbells Rinder stehlen, treibt das diese so weit in den Ruin, dass sich ihr Clanchief beim Militär verdingen muss. 1692 befehligt er ein Regiment und als der Sekretär des Königs den Befehl ausgibt, mit “Feuer und Schwert” gegen die MacDonalds vorzugehen, sieht Campbell seine Chance für Rache. Der Ansicht des Sekretärs des Königs, Lord Stair , nach, hatte MacIan den Treueeis zu spät abgelegt und war damit als Staatsfeind anzusehen. Die MacDonalds waren bei Weitem nicht die einzigen, die spät dran waren. Ihre Bestrafung sollte als Abschreckung dienen.

Am 13. Februar 1692 in den frühen Morgenstunden führt Campbell mit einigen seiner Männer den Befehl aus. Bei dem Massaker kamen 38 direkt um und weitere rund 40 MacDonalds erlagen auf der Flucht den harschen Winterbedingungen. Einige andere Regimenter, die in der Nähe stationiert waren und das Regiment Campbells unterstützen hätten sollen, indem sie z.B. Fluchtwege abschneiden, verspäteten sich absichtlich, behaupteten den Befehl nie bekommen zu haben oder zerbrachen ihre Säbel um nicht an der Tat beteiligt zu sein.


Blutig ging es bei den Highlander quasi immer zu. Das allein hätte nicht für einen solchen Aufruhr bis in die heutige Zeit geführt. Viel schwerwiegender ist, dass es sich um einen “Murder under trust" handelte. In Schottland war es üblich, seine Steuern zu bezahlen, in dem man ein Regiment aufnimmt ins eigene Haus und durch den Winter füttert. Die MacDonalds hatten 120 Campbells in ihre Häuser aufgenommen. Diese waren bereits 10 Tage zu Gast, als der Befehl vom Sekretär Campbell erreichte und am folgenden Tag um 5uhr in der früh ausgeführt wurde. Keiner unter 70 sollte am Leben gelassen werden. Kinder, Frauen und Männer - alle wurden ermordet.

Das Verbrechen kam vor Gericht, aber niemand wurde verantwortlich gehalten. Zwar wurden Schuldzuweisungen gemacht, aber die Beschuldigten waren entweder außer Landes um andere Schlachten zu kämpfen oder erhielten einfach keine Strafe.

Der Vorfall erzeugte Aufruhr unter den Highlandern, führte zu erneuter Unterstützung für James und ist noch heute im schottischen Gedächtnis verankert. Bis ins letzte Jahrhundert gab es an einer Kneipe in Glencoe, dem Ort des Geschehens, noch ein Schild:”entry for dogs and campbells forbidden".


Mehrfach ist mir gegenüber erwähnt worden, das Tal, Glencoe, habe eine melancholisch-traurige Ausstrahlung. Ich habe davon nichts gemerkt. Aber wer weiß, vielleicht befindet sich irgendwo in meiner Familiengeschichte ja ein Campbell. Dann sollte ich mich wohl eher schuldig als melancholisch fühlen.

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